Ein Klassiker wird modernisiert: Neue Ausbildungsordnung für Bankkaufleute
Hurra, es ist eine Ausbildungsordnung! Pünktlich zum Schuljahresbeginn 2020/2021 löste eine neue Ausbildungsordnung für Bankkaufleute die bereits aus dem Jahr 1997
stammende ab. Ein überfälliger Schritt angesichts der inzwischen vollständig veränderten Arbeitswelt mit umfangreich digitalisierten Arbeits- und Geschäftsprozessen.
Die grundlegende Überarbeitung und Modernisierung der daraus resultierenden neuen Lehrplanrichtlinien haben beträchtliche Konsequenzen für den Berufsschulunterricht.
Neben der nach wie vor erforderlichen Fachkompetenz rücken andere, bisher als „soft skills“ bewertete Kompetenzen, in den Vordergrund. Kundenorientierte
Schlüsselqualifikationen und der Fokus auf die Kundenbeziehungen werden explizit hervorgehoben. Außerdem sind in der Berufsschule projektorientierte Arbeitsweisen
und der konsequente Umgang mit digitalen Medien integrale Bestandteile des Unterrichts.
Dieser umfasst nun prozessorientiert beschriebene Lernfelder, die das bisherige Fächer-System ablösen.
Auch die Organisation der Prüfung stellt sich völlig anders dar als bisher: An Stelle der gewohnten Zwischenprüfung tritt nun der erste Teil der gestreckten
Abschlussprüfung, der bereits mit 20 % Gewichtung in das Gesamtergebnis der Abschlussprüfung einfließt.
Für die Berufsschule bedeuten die Vorgaben der neuen Ausbildungsverordnung gerade in Zeiten der Corona-Pandemie eine große Herausforderung: So mussten zu
Schuljahresbeginn die kurzfristig verfügbaren Lehrplanrichtlinien organisatorisch und praktisch umgesetzt werden. Die Anpassung der didaktischen Jahrespläne
sowie die Einbindung digitaler Unterrichtskonzepte waren und sind unter den gegebenen Umständen eine enorme Belastung für Lehrkräfte und SchülerInnen.
Allerdings werden gerade dadurch die Möglichkeiten digitaler Medien schneller und konsequenter genutzt. Mit Hilfe der verfügbaren Ausstattung unserer
Berufsschule und des Engagements der Lehrkräfte ist uns das „Premierenschuljahr“ gut gelungen. Den SchülerInnen hat es gezeigt, dass mehr denn je ihre
Eigenverantwortung und Motivation gefragt sind: Weg von der Konsumenten- zur Produzentenrolle, hin zu mehr Verantwortung für die verfügbaren Unterlagen
und Arbeitsmittel sowie zur unabdingbaren Einarbeitung in digitale Tools - für einige SchülerInnen eine Situation, an die sie sich erst gewöhnen mussten.
Doch eines ist sicher: Die Erfahrungen dieses Schuljahres werden auch in die zukünftige Planung und Durchführung der schulischen Ausbildung für Bankkaufleute
einfließen.
Philip Weber
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