HomeTermine Die SchuleLeitbildKollegiumFachbereicheHauptberufliche LehrkräfteNebenberufliche LehrkräfteAbgeordnete LehrkräfteVerwaltungLehrerpraktikaLehrerfortbildungenPädagogischer TagSeminarschuleSchulpsychologieJugendsozialarbeitQualitätsmanagementSchul-Erlebnis- PädagogikSchulhausEDV-AusstattungKooperationenWirtschaftsschuleDie BerufeSchülerinformationDer Förderverein ProjekteAuszeichnungen
Staatliche Berufsschule II Coburg
Kanalstraße 1 96450 Coburg Tel. 09561 89-5400 Fax 09561 89-5419 info@bs2.coburg.de
|
QUO VADIS – INKLUSION?
2. Modul in Wien
Ja, auch Österreich hat die Behindertenrechtskonvention der UN (2006) im Jahre 2008 unterschrieben und wir wollten erfahren, wie weit das Land inzwischen mit der
Umsetzung in der schulischen Bildung gekommen ist. Das Ziel der Konvention ist der Schutz und die Förderung der Rechte von Menschen mit Behinderung, und zwar unter
Mitwirkung der Betroffenen. Die rechtliche Grundlage ist das internationale Menschenrechtsabkommen, das auf die Lebenssituationen behinderter Menschen anzuwenden ist.
Inklusion bedeutet das Recht auf Selbstbestimmung und Gleichheit, d. h. die rechtliche Anerkennung der Menschen mit Behinderung. Federführend in der Programmgestaltung
für die Woche in der wunderschönen Hauptstadt Österreichs war Dr. Gramlinger vom Institut Arqa-Vet, die Österreichische Referenzstelle für Qualität in der Berufsbildung.
Er gab zunächst einen Überblick über das österreichische Bildungssystem, das sich im Sekundärbereich II doch erheblich vom deutschen System unterscheidet, da hier das
duale Berufsbildungssystem eher die „Resteschule“ ist, um zu einem beruflichen Abschluss zu kommen. Begehrt sind die Fachschulen und Fachakademien, sog. berufsbildende
mittlere bzw. höhere Schulen, die sich jedoch die Schüler aussuchen können, und die in vier Jahren zu einem Berufsabschluss bzw. in fünf Jahren zu einem Berufsabschluss
und der Reifeprüfung, der Matura, führen.
Innerhalb der dualen Ausbildung existiert eine integrative Berufsbildung für Jugendliche mit Behinderung bzw. Benachteiligung, also mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
Diese kennt zwei Ausprägungen: die vollständige Lehrlingsausbildung in verlängerter Form (max. ein Jahr) oder die Teilqualifikation, das sind Ausschnitte aus dem
gewählten Berufsbild in der Dauer von einem bis drei Jahren. In einem sog. „Lehrlingscoaching“ sollen der richtige Beruf sowie der entsprechende Betrieb gefunden werden.
Dies übernimmt die sog. Berufsausbildungsassistenz, die durch den Arbeitsmarktservice oder das Bundessozialamt beauftragt werden können.
Das Ziel ist, die Lehrabschlussprüfung zu schaffen. Vorgesehen sind auch Nachhilfekurse auf Pflichtschulniveau in Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache, die
Weiterbildung der Ausbilder sowie überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen. Zur Senkung der Dropout-Quote bei den Lehrlingen arbeiten die Wiener Berufsschulen mit dem
Kultur- und Sportverein der Stadt zusammen.
In den Fachschulen und -akademien, z.B. Handelsakademien oder Höheren technischen Lehranstalten, gibt es in Wien einige Leuchtturmprojekte für die integrative berufliche
Schulbildung. Diese haben wir besucht und einen guten Eindruck von der Integration behinderter Schüler erhalten. Diese Schulen sind mit enormen finanziellen Mitteln
ausgestattet und für die Schüler kostenlos.
Eine solche Schule ist das integrative Schulzentrum Ungargasse - eine Fachschule für Technik und Wirtschaft; die Schule hat insgesamt 957 Schüler, davon 133 mit einer
Körper- oder Sinnesbehinderung. Ihr Konzept war von Beginn an auf die Integration von behinderten Schülern ausgelegt. Dies, so die Direktorin Frau Martina Mikovits, sei
auch nicht mehr das Problem, das habe die Schule sehr gut im Griff mit all den Therapieeinrichtungen und Adaptierungen an Maschinen, Tischen, Stühlen etc. - die aktuellen
Herausforderungen seien die „unsichtbaren“ Rucksäcke der Schüler und Inklusion bedeute, auch diese Problematiken wahrzunehmen und einer Lösung zuzuführen. Davon ist
jedoch auch dieses „Leuchtturmprojekt“ weit entfernt.
Insgesamt ist Österreich auch auf dem Weg in eine integrative Berufsausbildung - vielleicht in manchen Entscheidungen, wie der Abschaffung des Studiengangs
Sonderschulpädagogik und der verpflichtenden Aufnahme des Moduls Inklusion in jeden Lehramtsstudiengang, konsequenter als Deutschland, doch auch hier ist es eher
ein Abtasten von Möglichkeiten, basierend auf dem guten Willen aller Beteiligten.
Die Woche in Wien war eine Bereicherung, da wir interessante Einblicke in das Schulsystem der Nachbarn erhielten sowie Anregungen für Umsetzungsmöglichkeiten. An dieser
Stelle danken wir der Regierung von Oberfranken, insbesondere Frau Doris Grünewald, Herrn Martin Kolb und Herrn Stefan Mahnke, für die tolle Organisation und Durchführung
der Fortbildungsabschnitte.
Für das Team: Brigitte Dürr
...zurück zur Übersicht Lehrerfortbildungen
|